Wer glaubt, Fasenacht wäre etwas für die "Alten" der irrt. Noch nicht ganz flügge zieht es die "Zehnerles-Masken" mit ihren Sammeldosen auf die Strasse.
Die linke "Maske " kann noch nicht richtig sprechen, deshalb hat sie ein Schild auf dem Hut - "haste mal e Zehnerle? - Helau". Damit sind 10 Cent - oder früher 10 Pfennig gemeint. Schöne Masken* bekommen auch schon mal 20 oder 50 Cent.
* Masken nennt man die Maskierten - also diejenigen die verkleidet sind.
Bei diesem Bild kann Heide Klum einpacken - das ist unser Topmodel des Monats!!!!
Und hier möchte ich mal den Unterschied zu Nachbarorten aufzeigen. In Zellingen tragen die Masken orginelle Kleider und Umhänge. Was die Kopfbedeckung betrifft, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Man trägt nicht das, was man in alten Kleiderschränken findet - nein, man putzt sich richtig heraus und lässt sich zur Fasenacht neue Röcke und Umhänge nähen..
Das "Bärentreiben" ist ein alter Brauch der Fasenacht. Fälschlicher Weise wird es oft als das Austreiben des Winters erklärt. Richtig ist aber der Brauch hatte seinen Ursprung im Mittelalter. Damals trieb man den "bösen Mann" der das Unheil und den Teufel verkörperte, mit Peitschhieben aus dem Ort. Sehr verbreitet ist dieser Brauch in der schwäbisch allemennischen Fasenacht und in Teilen von Thüringen. In Bayern - speziell in Franken (der Elite Bayerns) findet man diesen Brauch sehr selten.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Strohbären immer weniger. Das Stroh wurde mit immer kürzeren Getreidehalmen gezüchtet - was das Verbreitungsgebiet der Bären immer mehr einschränkte.
Einzig in einem kleinen Dorf in Franken - Zellingen genannt - konnte er überleben, hier wurden die Bären schon seit jeher in Erbsenstroh eingebunden.
Und wenn man nach der Fasenacht durch Zellingen läuft , findet man auch überall auf den Straßen - Erbsen......
Der Fasenachts - Montag....
Schifferklavier - oder Ziehorgelspieler sind die Vorboten einer Bärengruppe. Teils offen getragen - teils unter einem Unhang verborgen....
"Masken" mit "Teufelsgeigen" begleiten die Gruppen.
Eine Teufelsgeige ist ein Stab mit Rasseln und einer Trommel - die mehr oder weniger orginell ausfällt.
Auf den beiden letzten 2 Bildern kann man die verschiedenen Formen der Gesichtsverhüllung gut erkennen. Die linke "Maske" trägt eine Maske aus Kunststoff, die das ganze Gesicht verhüllt. Im Bild rechts trägt die "Maske" eine Larve (in Rot). Augen und Nasenbereich bestehen aus verstärktem Stoff - Mund und Kinn werden durch eine Art Schleier verdeckt.
Vorteil der Kunstsoffmaske: Sie verhüllt das ganze Gesicht. Nachteil: Man kommt darunter ganz schön ins Schwitzen.
Vorteil der Larve: Sie ist luftig und leicht - man kann auch mal etwas Trinken. Nachteil: Durch Wind usw. kann der Mund- Kinnbereich zu sehen sein.
Die Bäre komme..........
Und da ist er auch schon - der erste Bär.
Getrieben von "Masken" mit alten Peitschen wie man sie früher bei Fuhrwerken benutzte.
Und damit der Bär nicht abhaut ist er mit "Lädsälen" - Seilen mit dem man ihn leiten kann, fest gebunden.
Ein zweiter Bär erscheint. An der Farbe des Erbsenstrohs erkennt man den Erntezeitpunkt der Erbsen. Das Stroh für den rechten Bär wurde wohl schon sehr früh geerntet - es ist noch grün.
Mit seinem Jubiläumszeichen zeigt er an, daß er nun schon seit 25 Jahren " Bär" ist.
Auch alte "Masken" nehmen noch an dem Treiben teil......
Wobei - wer weiß, wer sich unter der Maske befindet......
Schein - und Sein .......
Uuiuiuuiiuiu - zwei Bären treffen aufeinander......
Aber die Masken mit ihren Seilen und Peitschen haben alles bestens im Griff...
Masken - Bären - und das Volk haben sich nun verträglich vermischt.....
Die Hutmode 2016 in Zellingen.....
In diesem Jahr dominieren die Farben Rot und Blau.....
Oft fragt man sich, wer sich wohl hinter dieser Maske verbirgt? Andere Masken erkennt man schon an der Statur, dem Gang - oder auch nur wenn sie schon den Mund aufmachen. Was man auf keinem Fall machen sollte ist, zu versuchen einem Fasenachtsnarr die Maske ab zu nehmen. Das kommt überhaupt nicht gut an.
Eine kleine Anekdote am Rande: Zu der Zeit, als der Würzburger Hof noch geöffnet war turdelte an Fasenacht ein Gast sehr intensiv mit einer weiblichen Maske. Sie saß auf seinen Schoß und es wurde gedrückt und geknuddelt. Und man wollte sich nach Fasenacht wieder treffen. Das Treffen fand auch statt. Allerdings stellte sich heraus, dass der Gast mit seiner eigenen Frau gefirtet hatte...... (dumm gelaufen)
12 Uhr - das Bärentreiben ist vorbei. Im Vorfeld hat man schon ausgemacht in welchen Häusern man den Tag bei einer deftigen Brotzeit und einem guten Schoppen Wein ausklingen lassen kann.
Da schau an - einer der Bären hat auch noch Nachwuchs bekommen......
Schon früh am Morgen beginnen die Vorbereitungen. Ein "Opfer" wird unter sachkundigen Blicken "eingebunden". Das Gesicht wird mit einem Stück Gardinenstoff verdeckt. Bär zu sein ist nicht einfach. Man kann sich nicht bewegen - und unter dem Erbsenstroh wird es sehr schnell - sehr warm. Viel trinken darf man ja auch nicht - man kann ja nicht aufs Klo. - und wenn doch, ist man auf fremde Hilfe angewiesen. Während die "Treiber" sich verköstigen, wird man selbst irgendwo angebunden (damit man nicht davon läuft) und muß zuschauen, wie sich andere laben....
25 Jahre - Bär - meine Hochachtung.
In einer Zeit in dem unser Land von fremdem Gedankengut und fremden Sitten und Bräuchen überschwemmt wird, ist es besonders wichtig, daß wir unsere Kultur und unsere Wurzeln pflegen und nicht vergessen.
In diesem Sinne - Helau....
Einwandfrei - Super Zusammenfassung des Fasenachtsmandi-Morgen. ...und schöne Fotos.
AntwortenLöschenImmer wieder interessante Beiträge in deinem Blog..... Super!
AntwortenLöschenEin herrliches Brauchtum das es wert ist gepflegt und bestens gehütet zu werden - ein "Hoch" auf die Zellinger Bären!! Sehr schöne Bilder und gute Erklärung Ewald - Danke
AntwortenLöschenFreut mich B. aus V.
LöschenEs wird der Moment kommen, wo solch heidnische Bräuche nicht mehr geduldet werden. Dann wird man sich auch vermummen, das Gesicht nicht mehr zeigen dürfen. Ein anderer Gott wird uns unsere Richtung vorgeben. Freiheit in jeglicher Art wird es nicht mehr geben.
AntwortenLöschenWie das Schlachtvieh, das seinen letzten Gang antritt - so begegnen wir unserer Zukunft.
Solang am Zellinger Spätzplatz die Fasenachtsfahne weht,solang die Zellinger Strassen mit Narren sich belebt,solang am Aschermittwoch zur Arbeit keinner mag ,solang bleibt unsere Fasenacht der höchste Feiertag
AntwortenLöschenUnd wenn‘s no so weh tut am Fasenachtsmaandi in aller Herrgottsfrüh aufzustehen, einzubinden und durch die Straße zu tappe...... wir machen weiter
AntwortenLöschenSuper geschrieben und dargestellt
AntwortenLöschenDanke für die positive Bewertung. Vielleicht ein Ansporn wieder mehr den Foto zu benutzen und "Berichte"
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